Kultur auf Rezept? Geh doch mal ins Museum!
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Dieses Mal erwartet dich ein bunter Mix an Veranstaltungstipps, die alle mehr oder weniger etwas mit DDR-Geschichte oder mit der Auseinandersetzung mit der ehemaligen DDR und/oder Ostdeutschland zu tun haben.
Dass ich dich so unbedingt zu einem Besuch in Museum oder Theater verleiten möchte, hat einen besonderen Hintergrund. Denn laut einer neuen Studie der TU Dresden können etwa Museumsbesuche bei Depressionen helfen. Und auch ansonsten geht es vielen Menschen nach einem Besuch im Museum einfach besser.
1. Museum gegen Depressionen
Die Forscherinnen und Forscher aus Dresden haben sich speziell depressiven Symptomen gewidmet, die bei Demenzerkrankungen herausgefunden. Interessanterweise zeigte sich, dass dagegen Museumsbesuche besser halfen als Medikamente.
Und zwar so gut, dass selbst die Studienmacherinnen und -macher von der Wirksamkeit überrascht waren. Entsprechend empfehlen sie, dass Museumsbesuche in die Regelversorgung übernommen werden. Denn ein Besuch im Museum ist natürlich viel günstiger und besser verträglich als Pillen.
In Großbritannien kann man übrigens genau das tun – sich nämlich in bestimmten Fällen einen Museumsbesuch verschreiben lassen, wie der Deutschlandfunk schreibt. An der Berliner Charité wird jetzt untersucht, ob es nicht auch in Deutschland Kunst auf Rezept geben könnte.
Also ich wäre jedenfalls dafür – und du?
Auseinandersetzung mit Kunst
Der Studie zufolge hatte insbesondere der soziale Aspekt des Museumsbesuches positive Auswirkungen auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Allerdings sei auch die Auseinandersetzung mit der Kunst nicht irrelevant. Also das Betrachten von Bildern und das Darübersprechen.
„Die Menschen sind nach dem Museumsbesuch heiterer als davor und wir konnten depressive Symptome senken“, zitiert rbb-online.de Studienleiter Michael Wächter. Der Experte geht auch davon aus, dass sich die Studienergebnisse auch auf nicht-demente Menschen mit Depressionen übertragen lassen.
Apropos sozialer Aspekt: Möglich, dass eine Führung einen Museumsbesuch noch stimmungsvoller macht, als wenn man ganz allein durch die Räume geht. Aber das ist wahrscheinlich eine Typsache. Manche Menschen – mich eingeschlossen – fühlen sich in größeren Menschengruppen eher nicht so wohl.
Jetzt aber zu den Ausstellungs- und Veranstaltungstipps und bei einigen musst du dich beeilen, denn sie laufen nur noch kurz:
Bis 7. Mai 2025 – Staatssicherheitsinhaftierung / Portrait 2023-2024
250.000 Menschen sollen zwischen 1949 und 1989 in der DDR aus politischen Gründen verhaftet worden sein – oft unter unmenschlichen Bedingungen und Willkür sowie physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt.
Aktuell zeigt einer der Betroffenen, André Wegenzik, 100 Schwarz-Weiß-Portraits von ehemaligen politischen Häftlingen in der DDR, deren Schicksale von Stasi-Willkür, Zwangsarbeit und zerstörten Lebensläufen geprägt sind.
Die Porträts kannst du dir in der Halle des Paul-Löbe-Hauses in Berlin anschauen. Du musst allerdings dieses Anmeldeformular ausfüllen.
Bis 9. Mai 2025 – Einweisungsgrund: Herumtreiberei
In dieser Wanderausstellung wird die staatliche Repression gegen Mädchen und Frauen in der DDR beleuchtet. Im Fokus steht die Umerziehung in den Geschlossenen Venerologischen Stationen, in denen systematisch sexualisierte Gewalt ausgeübt wurde.
Diese Anstalten wurden auch „Tripperburgen“ genannt. Offiziell waren das geschlossene Krankenstationen, in denen Frauen und Mädchen mit sexuell übertragbaren Krankheiten zwangsweise behandelt werden sollten. Tatsächlich wurden bis 1989 Tausende gesunde Frauen wochenlang eingesperrt.
Betroffen waren vor allem Mädchen und Frauen, deren Verhalten von den sozialistischen Idealen der Arbeitsdisziplin, des partnerschaftlichen Zusammenlebens oder der Staatstreue abwich.
Wenn du es nicht in die Ausstellung nach Halle (Ratshof Halle, 1. Etage, Marktpl. 1, 06108 Halle) schaffst, kannst du dir hier einen MDR-Podcast zum Thema anhören, in dem Betroffene zu Wort kommen.
13. Mai 2025 – Outside GDR - Underground & Gegenkultur jenseits der Mauer
Gespräch und Sound mit Autor und DJ Henryk Gericke und RadioEins-Moderatorin Christiane Falk (Laut & Kantig).
Henryk gehört für mich zu den spannendsten Typen, die mir je was über Underground-Kultur und Musik im Speziellen zu Zeiten der DDR erzählt hat. Das Special in meiner Sendung „Laut & Kantig“ halte ich für eines der besten der gesamten acht Jahre, und es gibt immer noch und immer wieder anders, vieles aus dieser Zeit zu erfragen und zu zählen. Wieviel tolle Musik damals entstanden ist, ohne dass der Staat davon erfahren durfte! Wo war das, wie war das, wie waren die Städte und die Jugendlichen und jungen Erwachsenen damals miteinander verbunden? Henryk war damals Teil der Szene. Wir werden uns im ausführlichen Gespräch dafür Zeit nehmen, werden Soundbeispiele anhören und auch auf die eine oder andere Frage von Euch eingehen können. (Christiane Falk via Facebook)
Henryk Gericke bringt tapetopia-Schallplatten, Kassetten und sein Buch „Tanz den Kommunismus*“ mit. Anschließend legt Christiane Falk in der Bar des RambaZamba noch zwei Stunden Gitarrenmusik auf.
Los geht‘s um 20:00 Uhr. Und das Ganze findet statt im RambaZamba Theater in der Schönhauser Allee 36–39, 10435 Berlin. Karten (14 Euro) gibt’s hier.
Bis 31. August 2025 – Heavy Metal in der DDR
Lederjacken und Nietenarmbänder, Gitarren und Schallplatten erzählen von der Musik- und Jugendkultur Heavy Metal in der DDR in den 1980er-Jahren. Dort gehörten Schikanen und Überwachung durch die Stasi zum Alltag.
Weil Bands zunehmend Erfolg hatten und es Sendungen wie „Tendenz Hard bis Heavy“ beim Jugendsender DT64 gab, wurde Heavy Metal nach und nach toleriert und die Szene erhielt mehr Freiheiten.
Aber was passierte nach 1989/90? Und was bleibt vom Heavy Metal in der DDR? In der Ausstellung wird auch der Alltag in Ostdeutschland in den 1990er- und 2000er-Jahren verhandelt. Zudem wird die Heavy-Metal-Szene durch Umbrüche, Extreme und Wiederbelebung bis in die Gegenwart verfolgt.
Im April 2025 wurde Besucherin oder Besucher Nummer 66.666 begrüßt – ein unbekanntes Mitglied einer Familie aus Belgien. Aufgrund des großen Erfolgs wurde die Ausstellung bis 31. August 2025 verlängert. Der Eintritt ist frei!
Die Ausstellung kannst du dir hier anschauen: Museum in der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97 in 10435 Berlin. Mehr Infos gibt es hier.
Bis 29. Oktober 2025 – Seid ihr alle da? Kasper, Struppi und ihre Freunde
In der Ausstellung erhalten Besucherinnen und Besucher einen Einblick in die Geschichte und das Schaffen der Puppenbühnen in Hohnstein, Bärenfels und Pirna. Neben Handpuppen werden auch historische Dokumente und „kleine filmische Überraschungen“ zu sehen sein.
Einer der Pirnaer Puppenspieler war Heinz Fülfe, der ab 1955 vorrangig für das Fernsehen arbeitete – und dort als Taddeus Punkt mit seinem Hund Struppi (Abendgruß „Unser Sandmännchen“ in Erscheinung trat. Die Älteren werden sich erinnern.
Die Ausstellung findet statt im StadtMuseum Pirna, Klosterhof 2, 01796 Pirna.
So, jetzt aber erst einmal genug mit Kunst und Kultur :) Hier noch einige Artikel der vergangenen Tage zum Nachlesen.
In der DDR zensiert: Uralte Digedags-Episode darf endlich erscheinen
Wie die erste ostdeutsche Firma ein westdeutsches Unternehmen übernahm
Falls du selbst besser Englisch als Deutsch verstehst oder jemanden kennst, der die D.R.O.B. Artikel lieber auf Englisch lesen würde, habe ich ein neues Angebot. Die spannendsten Artikel biete ich jetzt auch auf Englisch an.
Hier sind schon einmal die ersten zwei:
Und hier ist noch der Newsletter der vergangenen Woche:
Du kommst hier nicht rein!
Herzlich willkommen auf dem Gebiet der Demokratischen Republik Ost Berlin (D.R.O.B.) und zu einer neuen Ausgabe des D.R.O.B. Newsletters.
In der nächsten Newsletter-Ausgabe der D.R.O.B. wird es um ein ernstes Thema gehen, bei dem Kunst und Kultur mit Politik verschmelzen: den Rechtsruck in der Musik. Dazu zeige ich dir neue Entwicklungen und werfe einen Blick in die Vergangenheit – mit ganz persönlichen Erinnerungen. Wird spannend!