Marzahn Mon Amour – Schau (auf) diese Serie
Wie geht es den Menschen in der berühmt-berüchtigten Plattenbausiedlung am Rande Berlins heute? Welche Dämonen der Vergangenheit verfolgen sie? Eine beeindruckende ARD-Serie bringt Licht ins Dunkel.
Im ersten D.R.O.B. Newsletter habe ich die Mini-Serie „Marzahn Mon Amour“ als TV-Tipp empfohlen – und sie mir natürlich auch selbst angeschaut. Und ich muss sagen: Ich war schwer beeindruckt.
TV-Serie mit Marzahn im Titel
Ich hatte mir vorab nicht viel erwartet, kannte weder das gleichnamige Buch von Katja Oskamp, auf dem die Serie basiert, noch hatte ich mich tiefer eingelesen. Marzahn im Titel, die Marzahner Promenade als Kulisse, das reichte, um mein Interesse zu wecken.
Und dann habe ich die Serie in einem Zug weggebingt. Also nicht wirklich um Zug, sondern zu Hause. Du weißt schon.
Cover der TV-Serie Marzahn Mon Amour (Bild: UFA)
Ich schaute zunächst etwas skeptisch hin, fand komisch, dass die Hauptdarstellerin Kathi (Jördis Triebel) die Straßenbahn als Tram bezeichnete. Naja, was man so macht, wenn man im Allgemeinen nicht selten darauf bedacht ist, ob auch ja alles so richtig „marzahnerisch“ ist.
Ist auch alles richtig dargestellt?
Oder wie meine Oma einmal – vor Jahren – sagte, als ich ihr eröffnete, dass ich ins DDR-Museum am Alex gehen würde: „Aber pass schön auf, dass sie da auch alles richtig gemacht haben“.
Mal abgesehen von dem kurzen Tram-Hickser bin ich dann aber sofort in die Serie hineingerutscht. Das lag vor allem an den tollen Schauspielleistungen, den spannenden und berührenden Geschichten und natürlich dem Versuch, irgendetwas Bekanntes zu erblicken.
Ohne zu viel verraten zu wollen, hier kurz, worum es geht: Die oben erwähnte Kathi, 44-jährige, frisch getrennte und erfolglose Schriftstellerin, die mit ihrer Tochter in Marzahn wohnt, heuert bei einem kleinen Schönheitssalon an, wo sie sich fortan mit der Fußpflege vornehmlich älterer Kundinnen und Kunden befasst.
Die meist freundliche Frau im weißen Kittel, die sich an den Füßen der Menschen zu schaffen macht, sorgt mit ihrer Art dafür, dass sich die Menschen ihr öffnen. So treten manchmal mühsam verborgene Konflikte zutage, wird sich erinnert und wehmütig zurückgeschaut und sich auch wieder vertragen.
Unangenehme Themen aus der Vergangenheit
Obwohl die Zuschauerinnen und Zuschauer mit Themen wie Überwachungsstaat, Wochenkrippe, Einsamkeit, Gewalt und Vernachlässigung konfrontiert werden – und du manchmal sicher auch die eine oder andere Träne vergießen könntest – nimmt dich die Serie, nehmen dich die Menschen auch in den Arm.
Die Regisseurin Clara Zoë My-Linh von Arnim hat diese Geschichten mit größter Liebe und Respekt in eine Serie verwandelt. Dabei war es eine spannende Herausforderung, so intensiv in die Biographien der vorwiegend älteren Protagonist:innen einzutauchen, die stellvertretend für eine ganze Generation stehen und von fantastischen Darsteller:innen verkörpert werden, von denen viele einen eigenen biographischen Bezug zum Stadtteil haben.
Leonie Geisinger, Ausführende Produzentin UFA Fiction
Neben ihrem Brotjob muss sich Kathi nämlich auch damit auseinandersetzen, dass ihr Mann sie offenbar ohne Vorwarnung verlassen hat und sich nach und nach auch noch die Einrichtung krallt. Zudem gerät sie in Konflikt mit ihrer 18-jährigen Tochter. Und schließlich entdeckt sie auf der kurzweiligen Reise auch noch sich selbst – als Frau und nicht nur Ehefrau und Mutter.
Wenn du dich für Lokalkolorit und echte (ost-)berliner Schnauze interessierst, musst du „Marzahn Mon Amour“ sowieso eine Chance geben. Vor allem die älteren Leute sind wirklich toll gespielt und kommen in ihrer ganzen schnoddrigen Art echt rüber – als wären es die eigenen Großeltern, Onkels oder Tanten.
Fand übrigens auch Sarah Kuttner – und die muss es ja wissen.
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