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Avatar von Olaf Schlüter

Das Entsetzen über Anette Humpe teile ich, verstehe aber immerhin, was sie mit Schutz vor westdeutschem Mief meint.

Allerdings vergisst sie dabei, wieviel offiziellen ostdeutschen Mief es dafür brauchte und wie viele Leben und Schicksale er kostete.

Mitte der 80er (meine ich) gab es einen Comic, in dem die BRD die DDR kaufte, erstmal alle Ossis sich freuten, Wessis Geschäfte machten, dann die ganze Sache aber irgendwie kippte und die Wessis die Mauer nach 25 Jahren wieder aufbauten. Vielleicht wäre Frau Humpe eine davon.

Als im Zonenrandgebiet ohne Ostverwandte aufgewachsener war die DDR immer ein weißes Blatt, trotz gelegentlichem Ostfernsehen (war aber meist zu uninteressant), bis zu Kontakten zu jungen Gemeinden in Dresden und Magdeburg (1982 waren wir mit Reinhard Höppner und einer Gruppe aus Magdeburg in der Tschechoslowakei zelten).

Im Westen freuten wir uns über das Sommerfest der DKP - die hatten Geld, gute Bands und alles war frei - aber es war gerade bei einer LiebeLei mit kommunistischen Idealen (s. „Imagine“) immer klar, dass der konservative Staatskapitalismus der DDR dieses Ziel nie erreichen würde, sondern überwunden werden musste. Der war nicht einmal die sozialistische Vorstufe, sondern eine repressive Sackgasse.

Die Sache mit den Besuchen nach dem Mauerfall war bei mir ähnlich. Als Wessi wartete und hoffte ich allerdings, dass sich vielleicht mal jemand aus dem Osten interessieren würde, wie wir so lebten, aber es kamen nur ganz wenige (2) und die allermeisten in Ost und West gingen danach ihren eigenen getrennten Weg. Immerhin haben einige Freundschaften gehalten.

Die Wessis fühlten sich nicht mehr bewundert und die Ossis brauchten keinen Kaffee mehr - der wie sie feststellen mussten, meist von Aldi war.

Vielleicht gar keine schlechte Voraussetzung, sich mal auf Augenhöhe zu begegnen.

Den Versuch ist es wert.

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