Vamos a la Playa RDA: Wie die DDR (fast) eine Karibikinsel geschenkt bekam
Und warum Ernst Thälmann jetzt dort den Kopf in den Sand steckt
Manche Geschichten von früher sind schon 100 Mal durch die Medien gegangen – und ich habe trotzdem nichts davon mitbekommen. Das heißt natürlich nicht, dass du nicht alle Artikel und Informationen darüber aufmerksam gelesen hast.
Wenn du also schon alles über die Cayo Ernest Thaelmann („Ernst-Thälmann-Insel“) und den Playa RDA („DDR-Strand“) weißt, dann schnapp dir doch eine andere spannende Meldung aus dem D.R.O.B. Geschichte(n)-Bereich. Zum Beispiel diese hier, in der auch enthüllt wird, wer der/die erste Punk der DDR war.
Die Punks vom Plänterwald
Du dachtest, du kennst schon alle coolen Geschichten? Dann geht es dir ja wie mir! Aber ich sehe jeden Tag ein bisschen mehr ein, dass ich vielleicht von einigen, möglicherweise von vielen, aber nicht im Ansatz von allen bunten Stories rund um die DDR, die Wende und Ost-Berlin
Wenn das Karibik-Eiland und dessen Verbindung zur DDR aber Neuland für dich ist, dann spitze jetzt die Ohren – oder besser die Augen. Denn diese Geschichte ist wirklich fast unglaublich.
Und sie hat zahlreiche nicht weniger interessante Auswüchse. Die sind finanzieller sowie musikalischer und filmischer Natur. Aber beginnen wir doch zunächst einmal mit den geschichtlichen Hintergründen. Wobei – die sind schnell erzählt.
Fidel Castro überreicht Landkarte
Im Juni 1972 überreichte Kubas damaliger Staatspräsident Fidel Castro seinem DDR-Kollegen Erich Honecker eine Landkarte, auf der eine der Inseln der Inselkette Cayos Blancos del Sur im Nordwesten Kubas in Ernst-Thälmann-Insel umbenannt wurde. Ein Strandabschnitt auf der Insel hieß ab da DDR-Strand.
Die Insel befindet sich nur rund 25 Kilometer entfernt von der legendären Schweinebucht. Sie ist 7 Quadratkilometer groß, was etwa der Größe des Schlossparks von Versailles entspricht. Ganz so kaiserlich ging es auf dem unbewohnten Eiland aber nicht zu – auch wenn dort einiges los war.
Frank Schöbel und Aurora Lacasa singen
Im August 1972 wurde auf der Insel eine vier Meter hohe Thälmann-Büste enthüllt. 1975 waren die DDR-Schlagerstars Frank Schöbel und Aurora Lacasa auf der Insel. Dort wurde ein Video für das eigens komponierte Lied „Insel im Golf von Cazones“ aufgenommen. 1980 schaute auch Honecker auf der Insel vorbei.
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Und das war es dann auch erst einmal mit der Thälmann-Insel-Herrlichkeit. Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung gerieten die Insel und die gesamte Thematik in Vergessenheit. Was allerdings irgendwie immer irgendwo im Hintergrund mitschwang, war das Gerücht, dass Castro der DDR die Insel geschenkt habe.
Nach 1990 – Gehört die Insel zur BRD?
Im Jahr 2001 stieß das Berliner Internet-Magazin Thema1 über den Brief einer Leserin oder eines Leser auf die Insel vor Kuba, wie Spiegel Online schreibt. Die Redakteurinnen und Redakteure der Publikation kamen auf die Idee, dass die Insel ja eigentlich jetzt zum wiedervereinigten Deutschland gehören müsste.
Die entsprechende Meldung lief unter dem vielversprechenden Titel: „17. Bundesland vor Kuba – Fidel schenkte uns eine Sonneninsel!“ Aber leider sollte sich diese Hoffnung als unwahr herausstellen. Denn laut einer eilig veröffentlichten Klarstellung des Auswärtigen Amts seien Umbenennung und Übergabe der Karte ein rein „symbolischer Akt“ gewesen.
Heißt: Die Ernst-Thälmann-Insel gehörte nicht zur DDR und gehört damit auch nicht zur BRD! Mist!
Banker will Kuba die Insel abkaufen
Was allerdings den Bankkaufmann Matthias Kästner aus Pirmasens (Rheinland-Pfalz) nicht davon abhielt, einen Versuch zu starten, Kuba die Insel abzukaufen. Für 50 DM sollten Insel-Fans eine Option auf 10 Quadratmeter erwerben können. Das Ganze fand allerdings nicht genügend Anklang – und so verschwand die Thälmann-Insel wieder in der kollektiven Versenkung.
Das Ganze gilt übrigens auch für das Thälmann-Denkmal. Denn das soll vom Hurrikan Mitch aus dem Fundament gerissen und umgestürzt sein. Allerdings, so zumindest Sänger Frank Schöbel, hatte es die Thälmann-Büste schon vorher nicht leicht. Denn sie soll zu nah am Wasser errichtet worden sein und Thälmann so „immer volle Kante Wasser ins Gesicht“ bekommen haben, wie Schöbel 2007 in einem MDR-Interview sagte.
Filme mit Bezug zur Ernst-Thälmann-Insel
Finanzen und Musik hatten wir – und was ist mit Film? Da kommen Regisseur Ronald Vietz und Schauspieler Max Riemelt ins Spiel. Denn die hatten sich zusammen mit Kameramann Benjamin Raeder Zugang zu der eigentlich in militärischem Sperrgebiet gelegenen Insel erschlichen.
Max Riemelt auf der Ernst-Thälmann-Insel. (Bild: Barnsteiner-Film)
Dort entstanden dann einige Szenen für den Film „Ernesto‘s Island“. Darin erfüllt ein Ost-Berliner (Riemelt) den Wunsch seiner verstorbenen Mutter, ihre Asche auf der Ernst-Thälmann-Insel zu verstreuen.
Um die Insel geht es auch in einem weiteren Film: „Kundschafter des Friedens 2“. Hier hat Fidel Castro die Insel einem ehemaligen DDR-Stasi-Agenten geschenkt. Nach dessen Tod sollen die titelgebenden Kundschafter jetzt dafür sorgen, dass die Insel nicht in die falschen Hände gerät.
Hätte, hätte, Fahrradkette ...